Ist Geiz geil? – Kostenloskultur in der Bildung

EdChatDE Blogstöckchen

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Im Vorfeld des EDchatDE-Twitterchats zum Thema “Ist Geiz geil? Kostenloskultur in der Bildung” greifen wir die von Anja Lorenz und Andreas Wittke per Blogstöckchen gestellten Fragen auf. Wir –  das sind die Wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen am Arbeitsbereich Medienpädagogik an der TU Darmstadt: Franco Rau, Marco Wolf und Tine Nowak.

Die Fragen:

1. Was waren die letzten 3 Bildungsressourcen (Materialien, Bücher, Kurse, Workshops, Konferenzen, Devices/Hardware…), die Du kostenlos bekommen und verwendet hast?

Franco: Gute Frage, was meint denn hier Bildung(ssressource)? Wenn damit gemeint ist, dass ich ohne etwas direkt bezahlen zu müssen auf Informationen zugreifen kann, waren meine letzten drei Bildungsressourcen: Wikipedia, das Forum Qualitative Sozialforschung sowie der EDchatDE.

Marco: In letzter Zeit hat mir die Teilnahme eines Barcamps etwas gebracht: Neue Leute kennenlernen, sich vernetzen und austauschen, Projektvorstellungen zuhören und Inhalte diskutieren. Aber auch Material generieren mit den Etherpads, die ja auch kostenlos nutzbar waren empfand ich als sehr spannend. Als Bildungsressource im oben genannten Sinne würde ich noch die Festtagsschrift zum 85. Geburtstag von Jürgen Habermas zählen, welche kostenlos im Internet veröffentlicht wurde.

Tine: Ich les jetzt mal Bildungsressource in Anlehnung an Educational Ressources der OER. Ich habe gerade erst einen Foliensatz eines alten Vortrags überabeitet. Dafür habe ich Bildmaterial mit entsprechenden Lizenzen benutzt. Das hat mich aber sofort vor neue Probleme gestellt, als ich überlegt habe, welche Lizenz ich wählen kann, um das bearbeitete Material als OER wiederum zu veröffentlichen.

2. Und was waren die letzten 3 Bildungsressources, für die Du (oder Dein/e Arbeitgeber/in) Geld ausgegeben hast?

Franco: Wenn ich mir überlege, dass mir mein Arbeitgeber einen Internetanschluss stellt, lautet die Antwort wohl erneut: Wikipedia, das Forum Qualitative Sozialforschung sowie der EDchatDE.

Marco: Bei mir waren es unterschiedliche Kostenübernahmen durch den Arbeitgeber, seien es scheinbar kleinere Ausgaben wie Fernleihe-Gebühren von Büchern. Privat kaufe ich natürlich ebenfalls Bücher und weitere Medien, die hier unter den Begriff der Bildungsressource fallen mögen.

Tine: Da kann ich mich nur anschliessen. Manches trägt der Arbeitgeber, aber dann gibt es auch Tagungen oder Workshops, für die ich selbst zahle, weil es mir – aus unterschiedlichen Gründen – wichtig ist, dahin zu gehen. Ich war z.B. bei einem Podcaster-Workshop in Berlin, ein Community-Projekt, dafür habe ich die Kosten selbst getragen. Auch hatte ich gerade erst Bücher bei der Sommer-Aktion von Kopaed gekauft.

3. Betrachte diese 6 Punkte und überlege, ob es für Dich einen Unterschied macht, ob Du für etwas im Bildungsbereich Geld investiert hast oder nicht.

Marco: Klar macht das einen Unterschied, aber auf ganz unterschiedlichen Ebenen.

Tine: Das hat ja auch mit Kontext zu tun. Im Bildungs- und Kulturbereich sind Einkommen oft anders als z.B. in der IT-Tech-Economy. Hohe Kosten sind durchaus Ausschlusskriterien.

Franco: Ich schließe mich an.

4. Wann gibst Du für etwas Geld aus? Wann sind für Dich kostenlose Bildungressourcen die bessere Lösung?

Franco: Ich gebe Geld für etwas aus, wenn es mir (a) “etwas wert” oder (b) alternativlos ist. Wikipedia als offenes Format ist mir beispielsweise etwas wert, weil sie einen offenen und diskursiven Zugang zur unterschiedlichsten Themen ermöglichen (sofern einen Internetanschluss zur Verfügung steht). Das halte ich für unterstützenswert. Die zweite Variante “alternativlos” bezieht sich z.B. auf relevante Literatur im Fachdiskurs. Wenn es für eine bestimmte Forschungsarbeit notwendig ist, sich mit einem bestimmten Studie auseinanderzusetzen, gebe ich dafür Geld aus (mindestens die Kosten für die Fernleihe). Die zweite Frage finde schwierig. Soll mit der Nachfrage, wann kostenlose Varianten die “bessere Lösung” darstellen, suggeriert werden, dass es im “Normalfall” die nicht kostenlosen Ressourcen die bessere Lösung sind?

Marco: Da stellen sich mir viele Anschlussfragen: Welches Ziel verfolge ich? Greife ich bewusst auf OER-Materialen zurück? Haben Materialien die gewünschte Qualität? Sind es Bildungsressourcen, welche ich privat oder im Kontext von Universität nutze und weitere Personen in Bildungskontexten von etwa kostenfreien Materialien profitieren könnten? Jede Entscheidung kann nur in Anbetracht verschiedener Abwägungen und Situationen getroffen werden, so dass hier keine pauschale Antwort möglich bzw. ein “Wenn…, dann…” Prinzip zum Tragen kommt.

Tine: Für mich ist es zudem wichtig, dass bei Bildungsressourcen die Nutzungsmöglichkeiten und -grenzen klar sind. Das ist bei bezahlten Dingen oft weitaus problematischer. Mir geht es ja insbesondere um das Wiederverwenden und die Nutzung gemeinsam mit anderen.

5. Hast Du selbst schon OER oder kostenpflichtige Lerninhalte ins Netz gestellt?

Marco: Fotos etwa stelle ich regelmäßig unter CC-Lizenz bei Flickr online.

Franco: An offenen und “im Netz” sichtbaren Projekten und Formaten habe ich bereits mitgearbeitet. Beiträge für Blogs und Wikis, OpenAccess-Publikationen oder OpenSource-Entwicklungen (z.B. Tindio) wären diesbezüglich wohl ein paar Beispiele. Inwiefern diese nun als Bildungsressource oder Lerninhalte zu verstehen sind, kann aber natürlich diskutiert werden. Vor dem Hintergrund, dass OpenAccess-Publikationen mitunter auch mit Kosten für die Autor/innen verbunden sind, hätte ich in diesem Sinne auch bereits kostenpflichtige Lerninhalte im Netz mitgearbeitet – wenngleich die Kosten hier von den Autor/innen getragen werden.

Tine: Ich hab immer wieder mal freie Materialien erstellt bzw. eingestellt: ein bißchen Wikipedia, einzelne Blogposts, Fotos, je nachdem. Der Kulturkapital-Podcast von mir steht komplett unter einer CC-Lizenz. Übrigens kann auch ein kostenpflichtiger Lerninhalt (aka E-Learning Kurs) durchaus kostenlose Lerninhalte beinhalten. Hier ist doch die Frage, für was wird bezahlt? Für die Unterrichtsmaterialien, die Betreuung, die Infrastruktur oder die Konzeption/Organisation des Ganzen…


Wie funktioniert ein Blogstöckchen und was passiert nun weiter? Alles Infos dazu gibt es hier im Blog von Anja Lorenz.

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